What a day for a daydream

I‘ve been ridin‘ Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday, Sunnday

WIE GEIL IST DAS DENN? DIREKT AM STRAND VOM URMIASEE BAUE ICH MEIN ZELT AUF. AM MENSCHENLEEREN STRAND WOHL BEMERKT! VOLLMOND. STERNSCHNUPPEN. FAST EIN BISSCHEN KITSCHIG. DENNOCH PERFEKT. EINMAL NOCH, VOR DEM SCHLAFEN GEHEN, DIE ATMOSPHÄRE AUFSAUGEN. WENN MIR JETZT NICHT DER HIMMEL AUF DEN KOPF FÄLLT ODER EIN HUND MICH ANGREIFT, KANN MIR NICHTS MEHR PASSIEREN. WAS!? WO KOMMT DER HUND HER!?

Keine zehn Meter von mir entfernt steht ein Schäferhund und bellt mich an. Ich verstehe nicht viel von Hunden. Aber dass der keine gute Laune hat, sehe ich auch so. Für meinen Geschmack ist er ein bisschen zu aggressiv. Wie war das noch mal? In solchen Situationen soll man großen Hunde in die Augen schauen und Kleinen nicht. Oder war es umgekehrt? Egal. Ich sehe ihm eigentlich nur ins Maul. Beeindruckendes Gebiss. Das sehe ich auch so. Dafür muss er jetzt nicht unbedingt näher kommen. Tut er aber trotzdem. Zwei Meter vor mir bleibt er stehen. Ich bin total versteinert. Immerhin ist mir mein Herz nicht in die Hose gerutscht. Das schlägt wild. So wie es noch nie geschlagen hat. Es hämmert mit einem Vorschlaghammer von innen gegen meine Rippen. Ich glaube, es will raus und weg von hier. Kann ich gut verstehen. Ich will auch nicht hier sein. Vor allem will ich hier nicht sterben. Nicht an einem Herzinfarkt und nicht als Abendessen für ein Schäferhund. Was/Wer hat mich in diese Scheißsituation gebracht?

Wenn ich ehrlich bin: Mein erster Arbeitgeber nach meinem Studium. Kurz bevor mein Zweijahresvertrag auslief, bot er mir einen unbefristeten Vertrag an. Was? Unbefristet?! Das ist doch ein anderes Wort für „lebenslänglich“. Das unterschreibe ich auf keinen Fall.

ALSO HABE ICH MEIN RAD GESCHNAPPT UND BIN NACH ATHEN GERADELT. KEINE AHNUNG WARUM. DAVOR HATTE ICH NIE EINE RADTOUR GEMACHT, DIE LÄNGER ALS EINEN TAG GING.

Irgendwie dachte ich, es wäre ein großes Abenteuer. Und genau das war es. Alter, das hat so Spaß gemacht. Seitdem mache ich jeden Urlaub eine Radtour. Es geht nicht mehr ohne. Nach und nach traf ich immer mehr andere Tourenradler:innen. Viele davon waren in fast jedem Winkel der Welt. Und alle schwärmten vom Iran. Dort erfuhren alle die größte Gastfreundschaft. Und auch sonst ist es ein wahnsinnig tolles Land, meinten sie. Das hat mich überzeugt. Ich will da auch hin. Irgendwann mal.

Erstmal passierte lange nichts. Andere Dinge waren wichtiger. Warum auch nicht? Der Wunsch in den Iran zu fahren, war so etwas wie ein guter Wein. In meinem Herzen reifte er. Vielleicht war er auch eher wie ein Käse. Er wuchs. Er wuchs so lange, bis er kein Platz mehr in meinem Herzen hatte. Er musste raus. Ich fing an, darüber zu sprechen. Aus Worten wurden Taten. Ich fing an, zu planen. Planen ist ein großes Wort. Ich begann, mir ein paar Gedanken über eine mögliche Route zumachen. Irgendwann reichte das nicht mehr aus. Der Zeitpunkt war gekommen. Ich mache das einfach mal. An einem nebligen Herbsttag 2017 war das. Im Sommer 2018 legte ich das Startdatum für die Tour auf den 01. April 2019 fest. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Kündigte meinen Job. Schaute mich ein bisschen mehr um. Wo will ich lang fahren und so. Auf einer Party erzählte mir eine Person vom Pamir Highway. Davon hatte ich noch nie gehört. Wenn ich schon mal im Iran sei, solle ich den auch noch fahren. Das klang vernünftig. Also verlängerte ich meine Route. Da ich auf jeden Fall terran verreisen wollte, überlegte ich mir eine Rundfahrt. Einmal hin und zurück bitte.

DIE BESCHILDERUNG DES RADWEGES WAR SUPER UND DIE LANDSCHAFT WUNDERSCHÖN. ENTSCHLEUNIGUNG UND URLAUBSSTIMMUNG MACHTE SICH IN UNS BREIT.

33 Tage on the road.

Wow, was ein schönes Gefühl, endlich unterwegs zu sein. Auch noch etwas unwirklich. Das darf ich jetzt über mehrere Monate machen? Wie cool ist das denn!?

Mein Russland-Visum habe ich am Abreisetag bekommen. Mein Knie wurde davor noch fit gemacht. Ich bin bereit. Fühle mich gut vorbereitet. Was soll jetzt noch schief gehen? So einiges! Vielleicht war meine Vorbereitung doch nicht so gut. Oder warum habe ich eine Gaskartuschen dabei, die nicht zu meinem Kocher passt? Oder warum habe ich die Kastanien nicht weg gemacht, als ich unter einem Kastanienbaum mein Zelt aufgeschlagen habe? Immerhin habe ich dadurch zum ersten Mal in meinem Leben eine Isomatte geflickt. Funzt nicht so richtig. Eine Zeltstange ist mir auch schon kaputt gegangen. Wenn am Anfang schon so viel schief geht, werde ich den Rest der Tour meine Ruhe haben. Außerdem lässt sich doch alles irgendwie beheben. Oder etwa nicht?

Am 03. Mai wurde diese These auf die Prüfung gestellt. Über Nacht hatte ich einen Platten bekommen. Ein großer Dorn war der Übeltäter. Keine fünf Kilometer später hatte ich eine lessons learned. Reifen wieder platt. Waren noch mehr Dornen drin. Die kommen jetzt alle raus. Nicht, dass ich heute noch mehr Platten bekomme… Shit! Immerhin hat der dritte Platten eine andere Ursache. Vielleicht das Felgenband. Das hätte ich vor der Tour auch ruhig mal austauschen können. Beim vierten Platten klebt es Flou sicherheitshalber mit Strukturklebeband ab. Für heute hatte ich genug Platten. Ich ziehe mein Schnellspanner mit den Worten „Dich mache ich heute zum letzten Mal fest!“ zu. Der denkt sich „Na gut…“ – es macht BÄM! In zwei Teilen fliegt er sehr beeindruckend quer über die Straße. Schon irgendwie witzig. Ich muss lachen. Jetzt sind die Platten nicht mehr so ein großes Problem. Was machen wir jetzt? So ein Teil ist gar nicht so unwichtig. Einen Ersatz habe ich natürlich nicht dabei. Flou und ich brauchen ein bisschen, bis wir uns sortiert haben. Vielleicht gibt es in der nächsten Stadt ein Ersatzteil? Flou radelt schon Mal vor. Derweil schiebe ich mein Rad. Vorwärts immer, rückwärts nimmer.

Zugegeben: Mein vollgepacktes Rad durch die Gegend zu schieben, ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Hilft aber alles nichts. Zum Glück kann es jetzt nicht mehr schlimmer werden… Upsi. Wie um alles in der Welt habe ich das geschafft!? Jetzt habe ich mir, während ich geschoben habe, auch noch vorne einen Platten eingefangen. Egal. Das ist ein absolut verrückter Tag. So verrückt, dass ich tatsächlich wieder gute Laune habe!

Kurz bevor ich die Tore der Stadt erreiche, ist Flou zurück. Ein Ersatzteil hat er nicht dabei. Dafür ist das Alte geschweißt. So passt es zwar nicht mehr in die Achse, sieht aber verdammt cool aus. Flou fährt wieder in die Stadt. Macht ein Zimmer für uns klar. Derweil schiebe ich immer noch mein Rad… was für ein verrückter Tag. Wie es weiter geht? Darum soll sich Zukunftsfloki kümmern. Ich bin zu platt. Erstmal will ich mir keine Sorgen machen.

Neuer Tag. Neuer Plan. Neues Glück.

Flou fährt mal wieder vor. Wir sind kurz vor der ukrainisch-moldawischen-rumänischen-Grenze. Wir haben Hoffnung in Galați, Rumänien, ein Ersatzteil zubekommen. Mit dem Taxi fahre ich nicht bis Paris, sondern nur bis zur ersten Grenze. Von dort aus schiebe ich 2,5 km durch Moldawien und schwups bin ich in Rumänien. Auch dort schiebe ich erst mal eine Weile vor mich hin. Bis Flou plötzlich wieder hier ist. Mit ’nem Auto? In einem Radladen hat er das passende Teil bekommen. Um sicher zu gehen, dass es auch passt, hat der Mensch aus dem Laden Flou ins Auto gepackt. Vorsichtig probieren wir es aus… und… happy end. Es passt! Hell Yeah! Endlich wieder Radfahren. Ach wie schön. By The Way. Cycling Unites! Voll schön, dass in so einer Situation Menschen auftauchen, die einem helfen. Und noch besser. Wir haben das Teil geschenkt bekommen. Großartig.

124 Tage später

Verrückt! Nach 158 Tagen Radreise bin ich im Iran. Im Iran. Ich kann es gar nicht glauben.

Hallo Iran. Hallo Abenteuer!

Auf einen Schlag bin ich in einer anderen Welt. Nach fast 100 Tagen halte ich mich zum ersten mal nicht in der Ex-Sowjetunion auf. Nicht nur deswegen ist die Umstellung riesig. Ich kann die Schrift nicht mehr lesen. Überall sausen Mopeds rum. An den Häusern und zwischen den Laternen hängen schwarze Wimpel rum. Rauch steigt aus Feuertonnen auf. Ganz schön viele Eindrücke für die ersten 15 Minuten hier. Erstmal raus aus der Stadt. Ein paar Kilometer fahren. Mich langsam eingrooven. Über die Straßenschilder lerne ich die Zahlen. Wie angenehm, alles ist auch in Englisch angegeben.

Mist. Ich hätte wenigstens Geld tauschen können. Kein Geld = keine Getränke. Keine Getränke + Wüste = schlechte Laune. In einem kleinen Dorf finde ich einen Brunnen. Mit meinem Wasservorrat steigt meine Laune wieder. Als ich dann noch einen Topspot für die Nacht finde, ist alles perfekt. Wie krass ist es, hier zu sein. Hell Yeah! Ich bin gespannt, was hier noch alles auf mich wartet.

One Night in Boshruyeh

Joe Strummer schaut mir vom Himmel aus zu und singt mir ein Ständchen. Da bin ich mir sicher.

I‘ve been ridin‘ Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday, Sunnday.
Ridin‘ Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday, Sunnday.
So. What have I done?
What have I done?
Well, I‘m ridin‘
Police on my back
I‘ve been hidin‘
POLICE ON MY BACK

Cops halten mich an. Kontrollieren meine Papiere. Dreimal an einem Tag. Alle haben unterschiedliche Uniformen an. Ich blicke da nicht durch, was für Polizeieinheiten das sind. Zum Glück sind sie mir alle wohlgesonnen. Das kenne ich so nicht aus Deutschland. Wenn ich gerade nicht angehalten werde, passiert nicht viel spannendes. So ist das halt in der Wüste.

Die wahren Geschichten passieren in den Städten und Dörfern. Dort bin ich der berühmte bunte Hund. Ein Mann ruft mir von weitem zu. Er lädt mich zum Essen ein. Nachdem ich nach mehrmaligen Verneinen die Einladung annehme, nimmt er mich mit in ein Restaurant. Lange bleiben wir nicht allein. Schwups sitzen fünf Leute mit am Tisch. Auch sie schauen mir begeistert beim Essen zu und fragen mich fasziniert aus. Eine Person lädt mich zur Übernachtung ein. Top. Das nehme ich gerne an. Bei ihm ihm kann ich duschen. Warmes Wasser ist schon was ganz besonderes. Ich stelle mich auf einen entspannten Abend bei ihm ein. Immerhin ist der Tag ja fast schon vorbei. Unterhalten können wir uns nicht. Dazu sind die Sprachbarrieren zu groß. Als er mir meine Schuhe hinstellt verstehe ich sofort. Wir ziehen nochmal los. Und… steigen zu zwei Männern ins Auto. Alle reden laut durcheinander. Ich verstehe keine Wort. Scheinbar planlos fahren wir durch die Stadt. An einer Straßenecke steigt eine weitere Person zu. Das ist mein Dolmetscher für den Abend. Ob ich historische Gebäude oder den Sonnenuntergang in der Wüste sehen will? Wüste. Bitte. Als Gast bin ich König. Meine Wünsche werden erfüllt. Also geht es ab in die Wüste. Auf dem Weg dahin kommen wir an einer Pistazien-Plantage vorbei. Bei einen kleinen Stopp machen wir unsere Taschen voll. Pistazien direkt vom Baum? Das ist mein erstes Mal. Es ist mega lecker.

Nach einer holprigen Fahrt sind wir mitten in der Wüste. Mitten in der Wüste! Was für eine Weite. Was für eine Freiheit. Hier sieht der Staat nicht so genau hin. Die Menschen können hier unbeschwert sein. Und das sind wir auch. Wir springen von der Düne. Schauen Dromedaren zu. Genießen den Sonnenuntergang. Das ist alles ziemlich genial. Das alles ist erst der Anfang eines verrückten Abends. Zurück in der Stadt. Geht die Show in einem Dartverein weiter. Hier pflücken wir Feigen vom Baum und schmeißen ein paar Darts. Dazwischen machen allerlei Leute Selfies mit mir. Viel Zeit haben wir dort nicht. Meine Reisegruppe hat noch viel mit mir vor. Sie wollen, dass ich alle Sehenswürdigkeiten der Stadt sehe. Und auf dem Weg dahin laden sie mich noch auf ein Eis ein. Nachdem wir ein historischen Hochzeitshaus angeschaut, Dächer bestiegen und noch einiges mehr gesehen haben, bin ich müde. Langsam will ich ins Bett. Aber nicht ohne ein Abendessen, beschließt meine Reisegruppe. Mein Argument sie hätten mich schon zum Abendessen eingeladen, wird abgeschmettert. Das ist schon über drei Stunden her und könne daher nicht gezählt werden. Sie packen mich auf ein Moped. Kurze Zeit später sitzen wir zusammen mit 500 Männern und Jungs in der Moschee. Hier wird gleich für alle Essen serviert. Die Ausgabe ist straff organisiert. Zwei Leute rennen durch die Reihen. Sie legen Plastikbahnen aus. So eine Art „größte Tischdecke der Welt“. Eine eingespielte Truppe verteilt mit flinken Händen Suppenteller. Volle Suppenteller. Jeweils vier Teller pro drei Personen. So können wir uns selbst einen Nachschlag geben. Was wir da essen, weiß ich nicht. Es ist rot und lecker. Kaum aufgegessen verlassen wir die Moschee. Endlich. Es geht nach Hause. Nein, doch nicht. Wir stehen zwar schon vorm richtigen Haus. Nur in die Wohnung geht es noch nicht. Es gibt noch einen Abstecher zu einem Kuchen-/Süßigkeitenladen. Mein Host nimmt meine Hand. Zieht mich hinter den Tressen. Breitet seine Arme aus. Strahlt mich an. Spricht die magischen Worte: „Nimm dir was du willst.“ Ein Kindheitstraum wird wahr. Leider bin ich pappsatt. Leider ist die Nacht immer noch nicht vorbei. Wir haben es nach Hause geschafft. Dafür haben wir ein paar Leute im Schlepptau. Ich weiß gar nicht, wie der Abend endete. Ich glaube, ich bin einfach eingeschlafen.

What a day for a daydream
What a day for a daydreamin‘ boy

Dieser Tag kennt kein Ende. Nur eine Fortsetzung. Mein Host ist leidenschaftlicher Radfahrer. Morgen wird er die 120 km bis Tabas mitfahren. Mein Dolmetscher hat schon Feierabend. Ich bin gespannt, ob ich das richtig verstanden habe.
ByTheWay – mir wurde aufgetragen, allen Menschen in Deutschland zu sagen, wie gut die Leute in Boshruyeh und im Iran sind. Das habe ich hiermit getan. Auftrag erfüllt. Mission completed.

Ein ruhiger Tag im Iran

Es wurde tatsächlich alles besser. Ich komme gut voran. Die Autos nerven nicht mehr so sehr. Ansonsten passiert nicht viel. Bis auf zwei kleine Highlights.

Numero Uno

Es ist Erntezeit. Überall fahren LKW riesige Anhänger voll mit Äpfel durch die Gegend. Auf dem heißen Asphalt liegen kilometerlang Sonnenblumen zum Trocken.

Numero Dos

Am Abend erreiche ich ein absolutes Traumziel. Den Urmiasee. Der größte Binnensee im Iran. Ein riesiger Salzsee. Alles, was ich davon sehe, ist eine riesige weiße Fläche. Ausgetrockneter See. So weit das Auge reicht. Am Ufer finde ich zwischen ein paar Sträuchern einen Spot für die Nacht. Ufer? Ehemaliges Ufer passt besser. Wasser gibt es hier keins. Wegen des hohen Salzgehalts wächst auch nichts, wo früher der See war. Scheiß Umweltzerstörung.

Das war doch mal ein Tag nach meinem Geschmack. Dazu ein entspannter Abend. Gerade will ich nicht mehr. Die Sonne ist schon untergegangenen. Ich putze mir die Zähne und dann soll es ab ins Bett gehen. Doch so weit soll es nicht kommen. Keine Ahnung, wo der auf einmal herkommt, aber fünf Meter vor mir steht ein riesiger Schäferhund. Gut gelaunt scheint er nicht. Laut bellt er mich an. Ein Halsband mit Killernieten lässt ihn nicht freundlicher erscheinen.

Fuck.

Versteinert stehe ich da. Was soll ich auch sonst machen? Ein Schäfer kommt auf nem Esel dazu. Gut. Jetzt können wir die Situation klären…. dachte ich. Es funktioniert gar nicht, ihm zu erklären, was ich hier mache. Der Hund kommt immer näher. Ein Meter vor mir steht dieses Biest.

Fuck.

Ich will die Tour nicht beenden, weil mich ein Schäferhund aufgefressen hat. Muss ich auch nicht. Sie ziehen weiter. Ich versuche runter zu kommen. Überlege, ob ich zusammen packen soll und weg von hier. Ich überlege zu lange. Der Schäfer kommt mit Taschenlampe zurück. Untersucht mein Zelt und meine Taschen. Gründlicher als jede:r Grenzbeamte:in davor. Er merkt, dass von mir keine Gefahr ausgeht. Nimmt mich an die Hand und zieht mich zu ihrem Nachtlager. Dies liegt keine 200 Meter von meinem Zelt weg. Dort ist noch ein zweiter Schäfer, beide reden laut. Keine Ahnung, ob sie aggressiv oder freundlich gesinnt ist. Ich kann die Situation überhaupt nicht einschätzen. Kurze Zeit später kommen zwei weitere Männer mit einem Auto an. Sie wollen mein Zelt sehen. Zusammen gehen wir hin. Diese Gelegenheit nutze ich. Ich schnappe mir meine Kamera. Darauf ist ein Bild von der Salehs Telefonnummer. Diese zeige ich ihnen. Es funzt. Ich bekomme ihr Handy und rufe Saleh an. Er freut sich riesig zu hören, fragt wie es mir geht. Keine Ahnung, sage ich. Erkläre ihm die Situation und ob er mir da raus helfen könne. Er spricht mit dem Schäfer. Das funzt. Sie wissen jetzt, wer ich bin, dass ich ein Guter bin (das hat Saleh gesagt, nicht ich) und dass von mir gar keine Gefahr ausgeht. Das war wohl wichtig. Da die dachten, ich sei eine Gefahr für die Schafherde. Durch das Gespräch entspannt sich die Situation ein bissel. Sie nehmen mich zurück zu ihrem Spot. Wir essen zusammen und trinken Tee. Obwohl alles geklärt ist, fühle ich mich noch immer nicht so richtig wohl. Bin richtig froh, als ich in meinem Zelt liege. Eine ruhige Nacht wird es nicht. Die Hunde bellen immer wieder. Allzu viel Schlaf bekomme ich nicht. Immerhin wurde ich nicht aufgefressen.

Letzter Fahrtag im Iran: Dann mache ich mal einen Haken an meinen Lebenstraum. Check.

Ich bin mit dem Rad durch den Iran gefahren. Mega intensiv war die Zeit dort. Gerade bin ich unheimlich froh, da raus zu sein. Der Autounfall. Der Schäferhund. Die beiden haben ganz schön viel Nebel über meine Zeit im Iran gelegt. Alles runter gezogen. Erst Monate später fühle ich, wie großartig meine terrane Iranzeit war. Und eventuell. … will ich da noch mal hin. Kommst du mit?

Floki hat seine Abenteuer im Buch „12 km bis Nowsud” festgehalten. Er ist unter anderem bei der FahrradBande aktiv.