Die Donau entlang
Durch 4 Länder in 3 Wochen auf 2 Rädern entlang eines Flusses
Von der Quelle bis nach Budapest lautete das Vorhaben. Mit dem Zug ging es für mein Fahrrad und mich nach Donaueschingen. Zwei Fahrradtaschen und ein kleiner Rucksack begleiteten mich. Darin verstaut: Zelt, Isomatte, Schlafsack und was alles noch für eine Radtour gebraucht wird. In Mainz traf ich meine Travelmate Nele und so tuckelten wir in Regionalzügen in Richtung Süden.
In Donaueschingen fließen Breg und Brigach zusammen. Sie sind die Quellflüsse der Donau. Es war schon nach 23 Uhr als wir endlich in dem kleinen Ort ankamen.
Endlich schien die Sonne und endlich sahen wir auch etwas von der Landschaft. Das erste Naturschauspiel, die Donauversickerung bei Immendingen, wartete auch auf uns. An ca. 155 Tagen im Jahr versickert hier die Donau vollständig und man kann im Flussbett auf Kies spazieren gehen. Die Donau fließt dann unterirdisch in Richtung Bodensee und somit in den Rhein und weiter in die Nordsee anstatt in die Donau und das Schwarze Meer. Für mich als Geographie Studentin natürlich super spannend.
Wir fuhren weiter und machten Pausen, wenn wir sie brauchten. In den ersten Tagen richteten wir uns noch grob nach den Etappenvorschlägen des Radreiseführers, aber schon bald fuhren wir ganz intuitiv und beendeten unsere Etappe, wenn wir es wollten und ein geeigneter Platz zum Zelten gefunden war. Im Durchschnitt haben wir zwischen 60 und 70 Kilometer am Tag zurückgelegt.
An Tag fünf und sechs hatten wir das erste und einzige Mal auf unserer Radtour so richtiges Regenwetter. Besonders am Anfang der Radreise war das ganz schön nervenaufreibend. Schließlich lagen noch 1000 km bis nach Budapest vor uns. Um einen weiteren Regentag auszusitzen und wieder Motivation zu sammeln planten wir einen Ruhetag in Ingolstadt ein.
Fazit der ersten Woche: Wenn das Wetter schön ist, macht Fahrradfahren und der Camping Lifestyle echt Spaß. Trotz wenig Erfahrung was Fahrradtouren angeht, war unsere Kondition auf jeden Fall besser als erwartet.
Nach insgesamt zehn Etappen überquerten wir die Grenze nach Österreich. Einen Tag später waren wir schon in Linz. Am 15. Tag unserer Reise erreichten wir Wien. Inzwischen hatten wir schon über die Hälfte der Strecke bis nach Budapest geschafft. Um für das letzte Drittel noch einmal Kraft zu sammeln und um die Stadt zu erkunden blieben wir zwei Nächte. Unsere Unterkunft fanden wir über warmshowers.org. Die Website ist quasi das Couchsurfing für die Fahrrad Community.
Fazit der zweiten Woche: Der Donaudurchbruch und die Walhalla waren meine absoluten Highlights. Aber auch die abwechslungsreiche Landschaft hat die zweite Woche nochmal zu etwas ganz Individuellen gemacht. Inzwischen entwickelte sich auch eine Routine und trotzdem war kein Tag wie der vorherige. Die Fitness nahm zu und ließ uns immer weiterfahren. Inzwischen konnten wir 70+ Kilometer am Tag fahren.
Die 60 Kilometer von Wien nach Bratislava radelten wir an einem Tag. Somit lag nun auch unsere zweite Grenzüberfahrt hinter uns und für mich die Slowakei, ein Land, über das ich noch nicht so viel wusste. Am nächsten Morgen nahmen wir an der Fridays For Future Demonstration in Bratislava teil. Anschließend überquerten wir die Grenze nach Ungarn und folgten dem Radweg am Westufer der Donau. Allerdings war die Beschilderung nun nicht mehr so gut und oft waren wir uns nicht sicher, ob wir auf dem richtigen Weg waren.
Für eine Etappe sind wir dann nochmal in die Slowakei geradelt und somit am Ostufer entlanggefahren. Die Beschilderung und der Untergrund waren hier wesentlich komfortabler. Die Nächte im Zelt wurden zunehmend kälter und somit buchten wir uns für die letzte Nacht auf dem Radweg eine Unterkunft. Inzwischen war es richtig herbstlich geworden. Nach 19 Etappen erreichten wir schließlich Budapest.
Fazit der dritten Woche: Zum Ende wurde es richtig abenteuerlich und herausfordernd. So langsam stellte sich auch das Gefühl ein, endlich ankommen zu wollen. Aber der Ehrgeiz war immer noch da. Und wie cool ist es eigentlich, dass man mit dem Fahrrad drei Hauptstädte in Europa innerhalb von vier Tagen verbinden kann.
Eine Radreise lädt auch zu Minimalismus ein. Je weniger Gepäck Du trägst, desto leichter wird die Reise. Die Lebensmittel für das Abendessen und das Frühstück haben wir immer am Nachmittag vorher gekauft. So haben wir viel achtsamer und bewusster konsumiert. Durch unsere Campingausrüstung hatten wir natürlich auch unser eigenes Geschirr, Besteck, Becher dabei und konnten auf Einweggeschirr verzichten.
Am gesamten Radweg waren auch immer wieder Trinkbrunnen, wo wir unsere Flaschen auffüllen konnten. Einmal haben wir sogar zufällig einen Bioladen mit Refill Station (Refill Stationen sind Läden, Betriebe, etc. mit einem Refill Aufkleber, der darauf hinweist, dass man sich kostenfrei Leitungswasser in die mitgebrachte Flasche füllen lassen kann und somit Plastikmüll vermeidet) besucht.
Der Donauradweg war ein toller Einstieg. Ich habe so schöne Regionen kennengelernt, die ich in Zukunft gerne nochmal besuchen und erkunden möchte. Und auf jeden Fall wurde meine Neugierde erweckt, weitere Radfernwege auszuprobieren – vielleicht lautet das nächste Projekt ja Nordkap?!
Diese terrane Geschichte von Anna basiert auf ihrem Beitrag in den CAMPUSnews – Blog-Magazin der Uni Trier in der Rubrik Sustainable Steps. Übrigens: In Europa gibt es ein Netzwerk von 16 Radfernwegen. EuroVelo ist eine europaweite Initiative, die unter anderem dazu ermutigen soll, mehr Fahrrad zu fahren und so auf gesundes und nachhaltiges Reisen umzusteigen. Der Donauradweg ist ein Abschnitt der Route EV6 (= Euro Velo 6), welcher quer durch Europa vom Atlantik bis ans Schwarze Meer führt.